Und nun im Detail
Bereits 1910 entstanden in Deutschland erste christliche Pfadfindergruppen, größtenteils innerhalb des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM). Ein besonderer Schwerpunkt christlicher Pfadfinderarbeit lag dabei in Württemberg und Sachsen.
Beeinflusst durch Impulse aus der Bündischen Jugend orientierte sich die CP nach dem 1. Weltkrieg neu. Mehr und mehr vermischten sich Elemente der Jugendbewegung wie Fahrt, Naturverbundenheit und Gemeinschaftserlebnis in kleinen Gruppen, mit scoutistischen Ideen.
Die meist dem CVJM angehörenden christlichen Pfadfindergruppen schlossen sich 1921 in Neudietendorf (Thüringen) zur Christlichen Pfadfinderschaft (CP) zusammen. Als Zeichen wählten sie das Pfadfinderkreuz. Im Jahr 1922 entwickelte sich die heute noch übliche gemeinsame Tracht aus grauem Hemd und blauem Halstuch. Der Bund, der durch Bibelarbeiten und Dienst am Nächsten, aber vor allem auch durch Fahrt und Lager geprägt war, gewann schnell an Mitgliedern.
1931 zählte die CP bereits 10 000 Pfadfinder. Nach der Machterübernahme Hitlers geriet die CP wie alle Jugendgruppierungen zunehmend unter Druck. Teile der CP schlossen sich freiwillig der Hilterjugend an. Nach dem Staatsvertrag zwischen evangelischer Kirche und Hitler-Jugend mußte die CP 1934 alle Mitglieder unter 18 Jahren entlassen oder in die HJ überführen. Die CP bestand daraufhin nur noch aus der »Bruderschaft der Älteren« mit etwa 2000 Pfadfindern.
Die »Bruderschaft der Älteren« vertrat in ihren Zeitschriften Positionen der Bekennenden Kirche und wurde deshalb von der Gestapo beobachtet und dann im Sommer 1937 verboten und aufgelöst. Weitere Verbote für die in einem eigenen Verlag erscheinende Zeitschrift »Auf neuem Pfad« und die dort veröffentlichten Rundbriefe folgten 1938. Da die Angehörigen der Bruderschaft aber weiterhin – auch während des Zweiten Weltkriegs – über private Rundbriefe Kontakt hielten, wurde die CP von der Gestapo als »Geheimorganisation« geführt.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Aus der Bruderschaft der Älteren entstanden schnell neue Gruppen. Nach und nach lebten auch die Kontakte zu anderen Pfadfinderbünden auf nationaler und internationaler Ebene wieder auf. Mit überarbeiteten Grundsätzen und Ordnungen entwickelte sich der Bund. Noch war die CP ein reiner Jungenbund, nur in der Wölflingsarbeit (Kinderstufe), wirkten seit 1957 weibliche Führerinnen.
Etwa gleichzeitig mit der Übernahme von Führungspositionen durch eine jüngere Generation erreichte auch der gesellschaftliche Wertewandel der 1960er Jahre den Bund. Neben einer allgemeinen inhaltlichen Modernisierung standen dabei Fragen der Koedukation (gemeinsame Erziehung von Jungen und Mädchen) und der politischen Bildung beziehungsweise des politischen Engagements im Mittelpunkt.
Lediglich zum Thema Koedukation konnte innerhalb der CP, die sich bisher nur an Jungen und Männer richtete, weitgehende Einigkeit erreicht werden. Wurde zunächst eine Kooperation mit dem Evangelischen Mädchen-Pfadfinderbund (EMP) und dem Bund Christlicher Pfadfinderinnen (BCP) ins Auge gefasst und durch entsprechende Gespräche vorbereitet, beschloss die CP 1969, dass sie ab sofort ein vollständig koedukativer Verband sei, und setzte damit die kleineren weiblichen Partner unter Zugzwang. Ab 1970 bereiteten sich die drei Bünde intensiv auf einen Zusammenschluss vor.
Da auch in diesen Gesprächen die inhaltlichen Fragen weitgehend ausgeklammert wurden und insbesondere die Gruppen, die eine traditionell ausgerichtete Pfadfinderarbeit auf christlicher Basis befürworteten und ein politisches Engagement des neuen Verbands weitgehend ablehnten, nicht berücksichtigt wurden, bereiteten schon diese Verhandlungen den Konflikten den Weg, die später zur Gründung der heutigen Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands e.V. (CPD) führten